Es ist Freitag Abend, kurz eine halbe Stunde vor Mitternacht und ich sitze hier, sehe aus dem Fenster und nehme mir die Zeit meine Gedanken in Worte zu fassen.
Schon seit einigen Tagen, ja Wochen, wollte ich wieder schreiben, habe es aber nie geschafft.
Letzte Woche war ich zweimal in der Notaufnahme, zum einen habe ich meinem Ruf als Grobmotoriker alle Ehre gemacht und mir die Nasendusche quasi hinters Ohr gespritzt.
Blöd wenn man alles mit Kraft zu lösen versucht. Zum anderen ist mir leider die Narbe der Gallen-OP vom letzten August aufgebrochen, so dass ich nun ein ca. 2cm großes Loch in der Wäschbärbauchmuskulatur habe und Ende Februar operiert werden muss – fühle mich ein bisschen wie Baymax bei 0:57.
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Es ist schon kurios, bei der letzten OP war ich mir sicher dass ich nicht wieder aufwachen würde – diesmal fühle mich irgendwie entspannt und sage mir es ist nur ein weiteres Hindernis zu meinem neuen Leben.
Es kommt mir vor als hätte ich die letzten Jahre quasi im Wachkoma verbraucht. Meiner Seele und meinem Hirn mit mehr oder weniger sinnvoll oder sinnlosem die Zeit vertrieben oder vielleicht sogar betäubt.
Einfach so vor mich her gelebt, mit dem kleinstmöglichsten Reibungspunkten – bequem in meiner Komfort-Zone ausharrend.
Jetzt starre ich hinaus in die Nacht und frage mich was aus mir geworden ist, bzw. was vielleicht aus mir hätte werden können – was ich verpasst habe, welche Entwicklung ich wohl versäumt habe?
Doch es wäre natürlich falsch das Glas halb voll zu sehen, denn was in den letzten eineinhalb Jahrzehnten passiert ist, hat mir das Beste in meinem Leben überhaupt bescherrt – die Prinzessin.
Ich habe in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten wunderbare Menschen treffen dürfen. Ein paar Jahre im Ausland verbracht und Erfahrungen gemacht, die mein Leben bereichert haben! Dafür bin ich unendlich dankbar, ich möchte keinen Moment davon missen!
Doch ich denke auch an die vielen ausgelassenen Möglichkeiten zuvor, überlege was hätte passieren können, wenn ich manchmal nicht die bequemste, nicht die logistische oder die am gesellschaftlich akzeptierteste Lösung gewählt hätte.
Was passiert wäre, wenn ich an einer anderen Ausfahrt abgefahren wäre, anders abgebogen wäre – Menschen die etwas für mich empfanden haben das gleiche entgegen gebracht hätte – die Taube auf dem Dach statt den Spatzen in der Hand gewählt hätte?
Sicherlich werde ich das nie mehr erfahren und wahrscheinlich nicht nur deshalb dumm sterben. Für Ungut war es aber dennoch nicht, denn mir sind in den letzten Tagen und Wochen ein paar Dinge klar geworden.
Zum einen dass ich nicht die Person bin, die ich die letzten Jahre über selbst geglaubt habe zu sein. Jemand der mir sehr viel bedeutet, hat mir vor kurzem gesagt, dass der alte Patrik zurück zu sein scheint – das hat mir sehr zu denken gegeben und mich dazu bewegt mein tägliches Auftreten und Verhalten aktiv zu beobachten.
Dabei habe ich festgestellt, dass ich gar nicht der schlecht gelaunte, grantige, zynische, „Ich-mag-Niemand-Typ“ bin. Ich wäre fast verblüfft von meiner Offenheit, doch ich habe nie vergessen, dass ich das tief in mir habe.
Zugfahrt: Gestern die amerikanische Frauenrechtlerin auf dem Weg zu einer Ansprache in Freiburg – ein tolles Gespräch über New York, die USA, Putin, den Ukraine Konflikt und Schnee. Vor einer Woche die alleinerziehende Mutter mit Kind im gleichen Alter wie die Prinzessin, über Kindererziehung, Schule, regionales Leben. Vor ein paar Wochen, der Wölfe Fan, über Trennung, Frauen, Eishockey, Crha, Rosenberg, Znarok und seiner persönlichen tragischen Geschichte. Heute mit einer hinreissend-bezaubernden und genauso hübschen wie beeindruckenden Dame über Vorurteile, Menschen, das Leben, Österreich und Forstwirtschaft.
Ich bin fast ein bisschen erschrocken wie glücklich mir die meisten Tage vorkommen, ich fühle mich frei, gelöst und irgendwie furchtbar wach. Der Pessimismus der letzten Jahre scheint wie weggeblasen. Einzig die Probleme der Prinzessin bedrücken mich dann am Ende des Tages, oder der Gedanke meinen kleinen Lieblingsmenschen ein paar Tage nicht sehen zu können.
Oder die Momente wenn ich mir überlege ob die Jahre die mir vielleicht noch bleiben, Jahre allein sein werden. Dann sage ich mir, dass es in jedem Fall besser wäre, als sich wieder selbst aus den Augen zu verlieren und aufzugeben. Denn wenn ich etwas gelernt habe, dann ist es dass ich mich nicht verbiegen kann oder will und dass ich nun mal so wie ich bin.
Ein dicker Bär der ziemlich kuschlig sein kann, aber trotzdem brummt. Ich bin nicht perfekt und werde es nie sein! Vielleicht habe ich ja sogar wirklich Charakterzüge an mir die eine Beziehung zur Mission impossible machen? Zumindest solange nicht diejenige gefunden habe, die ähnlich denkt, fühlt und liebt wie ich. Eine die genauso liebenswert durchgeknallt ist wie ich. SICK LIKE ME
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P.S.: Sorry dass ich ich Euch Maria Brinks aus dem Original Video vorenthalten habe.